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Kleines Kirchenlexikon

Mit Blick auf die Nauheimer Evangelische Kirche

Altar​

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Ursprünglich war der Altar der Ort, an dem das Opfer durch einen Priester der Gottheit/Gott dargebracht worden ist. Der Altar wurde im Christentum eingeführt, als das Abendmahl Opfercharakter bekam (2./3.Jh). In der evangelischen Kirche ist der Tischaltar vorherrschend. Er ist mit einem → Parament behängt. Am Altar findet das Abendmahl statt. Er ist als besonderer Ort dadurch erkennbar, dass auf ihm das → Kreuz steht, vor dem Kreuz liegt eine Bibel, rechts und links von beiden stehen Kerzen (als Symbol: Jesus Christus ist das Licht der Welt). Der heutige Altar unserer Kirche ist aus drei Sandsteinblöcken gestaltet. Dieser Altar ersetzte seit dem Umbau 1969 einen Altar, der von allen Seiten geschlossen war und als Aufbewahrungsort verschiedenster Dinge diente. Die Altarbibel, die sonntäglich verwendet wird, wurde während des ersten Gottesdienstes nach dem Umbau der Kirche unserer Kirchengemeinde von der katholischen Kirchengemeinde St. Jakobus geschenkt. Pfarrer Ludwig Nöll überreichte sie im Namen des katholischen Pfarrgemeinderates als Zeichen der ökumenischen Verbundenheit.

Gesangbücher

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In den Gottesdiensten wird viel gesungen. Dazu gibt es Gesangbücher, die in der Evangelischen Kirche Deutschlands mit dem jeweiligen landeskirchlichen Anhang gültig sind. Das Liedgut stammt aus den vergangenen Jahrhunderten bis in die Gegenwart. Damit wird die Einheit der Gemeinde durch die Jahrhunderte hindurch symbolisiert. Darüber hinaus enthalten sie Gebete für viele Lebenssituationen, den Kleinen Katechismus, Informationen über Taufe und Abendmahl usw. Eine Entdeckungstour durch das Gesangbuch lohnt sich!

Glocken

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Glocken spielen meistens als Glöckchen in vielen Religionen eine kultische Rolle. Im Christentum begann sie um das Jahr 500 nach Christus wichtig zu werden. Seit dem 8. Jahrhundert ruft sie die Gemeinde zum Gottesdienst. Im 14./15. Jahrhundert wurden die Glocken aufeinander abgestimmt, so daß sie nicht nur einzeln geläutet werden mussten, sondern miteinander geläutet, harmonisch klangen. In unseren Breiten hängen sie im Kirchturm meist freischwingend im Glockenstuhl und wurden mit Seilen zum Schwingen gebracht – heute werden sie überwiegend elektronisch geläutet. Neben ihrer kultischen Funktion wurden sie vielfach zur Kommunikation auf anderen Ebenen eingesetzt: Warnung vor Feuer und Unwettern, in Kriegen usw. – aber auch: an Festtagen zur Unterstützung der Freude..

Hahn

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Der Hahn wird seit dem Mittelalter manchen Kirchturm zieren – vor allem → Türme evangelischer Kirchen, wohl zuerst in Württemberg. Der Hahn ist Symbol für Reue, geistige Wachsamkeit, kündet den Tag der Auferstehung Jesu – als Sieg über die dunkle Nacht, ist als Kampfvogel Symbol gegen weltliche Versuchungen. Er ist aber auch Warner gegen den Verrat Jesu Christi. Da laut Neuem Testament der Hahn krähte, nachdem Petrus Jesus verleugnet hatte. Über den Hahn auf dem Turm unserer Kirche wird in diesem Heft gesondert informiert.

Kanzel

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Die Kanzel ist der erhöhte Punkt in einer Kirche, von dem aus Menschen akustisch am besten erreicht werden können. Aus akustischen Gründen ist über manche Kanzel großer Kirchen ein Schalldach befestigt. Sie kann in einer Kirche an unterschiedlichen Stellen angebracht sein. In Evangelischen Kirchen wurde die Kanzel häufig oberhalb des Altars angebracht.

Kirchenbau

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Es gibt verschiedene Kirchentypen. Ab dem 5. Jahrhundert wurde der Eingang zunächst in Richtung Osten (Jerusalem) gelegt, und man wandte sich während des Gebets in diese Richtung. Also nicht in Richtung des Altars, der im Westteil des Kirchbaus stand. Aber diese Ostung wurde aus irgendeinem Grund nicht mehr regelmäßig durchgeführt. Auch unsere Kirche hat diese Ost- West- Ortung nicht. Der Eingang vieler Kirchen wurde in Richtung der Mutterkirche errichtet – das hieße für unsere Kirche: in Richtung Trebur. Auch das trifft auf unsere Kirche nicht zu. Vielleicht hat sie diese Besonderheiten, weil sie in den Ortskern, an der Stelle einer alten Scheune, errichtet worden ist.

Kirchenschiff

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Betritt man eine Kirche von der Stirnseite aus, gelangt man in das Mittelschiff, das auf den Altar zuläuft. Rechts und links vom Kirchenschiff befinden sich Säulen, die das Mittelschiff von den Seitenschiffen trennen. Oberhalb der Seitenschiffe (sozusagen im ersten Stock) befindet sich die geöffnete → Empore, auf der zusätzliche Gottesdienstbesucher Platz finden. Die Empore in unserer Kirche geht rundherum. Ein Rundgang wird freilich durch die Orgel unterbrochen.

Kirchenspinne

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Ein possierliches Tierchen, das sich in den Kirchen besonders heimisch fühlt. Bemerkt sie einen Putzlappen oder Staubsauger, hat sie die Gabe, sich unsichtbar zu machen. Stolz präsentiert sie in Gottesdiensten ihr Werk, das sie während der Woche gesponnen hat. Während der Gottesdienste wird sie sichtbar, was auf ihr großes Interesse an dieser Veranstaltung schließen lässt.

Kreuz und Kruzifix

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Das Kreuz erinnert an die Hinrichtung und Auferstehung Jesu von Nazareth. Es ist das zentrale Symbol des christlichen Glaubens. Das Kreuz, an dem der Gekreuzigte dargestellt wird, das Kruzifix, erinnert an Jesu Leiden, an seine Schmerzen und seinen Tod. Dieser Tod geschah für den Menschen, damit er befreit werde zu einem neuen Leben. Das Kreuz ohne Gekreuzigten erinnert an die Auferstehung Jesu Christi, damit erinnert es an die schon geschehene Befreiung des Menschen und an Jesu Christi Herrschaft, die den Kosmos durchdringt und umfängt (vier Enden des Kreuzes – vier Himmelsrichtungen). Als christliches Zentralsymbol ist es durch die Zeiten hindurch mancherlei Kritik ausgesetzt: Es ist immer auch Provokation für menschliche, innerweltliche Heilserwartungen. Das seit dem Umbau 1969 auf dem Altar stehende Kreuz unserer Kirche ersetzt ein Messingkreuz (das nun in der Pfarrscheune steht), auf dem viele Symbole eingraviert waren.

Küsterin / Küster

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Die Küsterin/der Küster sind verantwortlich für alle Dinge, die mit dem äußeren Ablauf des Gottesdienstes zusammenhängen. Was sie im Detail zu tun haben? Bitte unsere Küsterin fragen!

Liturgie

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Die Liturgie bestimmt den regelmäßigen Ablauf des Gottesdienstes. Sie erinnert an das Handeln Gottes, sein Wort wird als Zuspruch / Trost und Anspruch / Herausforderung erfahren. Die Gemeinde antwortet darauf mit Gebet und Gesang. Zur Liturgik gehören die gottesdienstlichen Gewänder (Talar), die Geräte (Abendmahlsgeräte und Taufbecken), Körperhaltungen, Musik usw. Im Idealfall haben Gemeinden / Landeskirchen eine einheitliche Liturgie, damit Menschen, die an einem Gottesdienst in einer fremden Gemeinde teilnehmen, sich zuhause fühlen können. Die Nauheimer Liturgie ist Teil des gesamtkirchlichen liturgischen Angebotes und wurde in den letzten Jahren punktuell verändert. Über die Liturgie wird in einem der nächsten Gemeindebriefe mehr zu finden sein.

Orgel

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Die Orgel ist ein Musikinstrument, das seit dem 10. Jahrhundert in christlichen Gottesdiensten verwendet wird. Freilich hatte sie da noch nicht die heutige Gestalt. Im 14. Jahrhundert kam das Pedal dazu und im 18./19. Jahrhundert wurde sie technisch erweitert. Zu Beginn der Gottesdienste spielt sie das Vorspiel (Präludium), während der Gottesdienste begleitet sie die → Liturgie und die Lieder der Gemeinde. Sie schließt den Gottesdienst mit einem Nachspiel (Postludium). Über die Orgel in unserer Kirche wird in diesem Heft gesondert informiert.

Paramente / Antependien​

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Als Antependien (Vorhang) werden die kostbaren Stoffe, geschnitzten Hölzer, geformten Metalle bezeichnet, die den Unterbau des Altars bedecken. Die Antependien aus Stoff gehören zu den Paramenten, das heißt zu den kunstvollen Stoffen, die an der Kanzel und am Pult angebracht werden können. Die Paramente zeigen durch ihre Farben die jeweiligen christlichen Feste an. Zu unseren Paramenten finden Sie einen eigenen Artikel in dieser Festschrift.

Bisher besaß unsere Kirchengemeinde nur drei Paramente, die wir im Kirchenjahr wechseln konnten. Das Fest zum 250-jährigen Bestehen unserer Nauheimer Kirche war Anlass zu der Anschaffung eines neuen Altartuches und vier neuer Paramente gefeiert.
Da nach der jüngsten Renovierung des Kirchenraumes die farbliche Neufassung der Kanzel nicht mehr mit den Kanzelbehängen harmoniert, sollen diese demnächst ihren neuen Platz am Lesepult rechts vom Altar finden. 

Adventszeit
Das Kirchenjahr beginnt mit der Adventszeit. Ihr wird die Farbe violett zugeordnet, weil die Vorbereitungszeit auf die Geburt Jesu früher auch Fastenzeit war.

Christusfeste (z.B. Weihnachten, Ostern)
Die zweite Farbe im Kirchenjahr ist das Weiß. Ein weißes Parament wird als Symbol des Lichtes an Christusfesten aufgehängt, das heißt einen längeren Zeitraum, zu Weihnachten und Ostern. Das weiße Parament hängt am Heiligen Abend, an den Weihnachtsfeiertagen, ein oder zwei Sonntage zwischen den Jahren, Sylvester und am Neujahrstag, in der Kirche. Es bringt nach der dunklen Adventszeit, die strahlende Helle des Weihnachtsfestes mit der Geburt Jesu zu den Menschen. Am Epiphaniastag, dem 6. Januar, Fest der Erscheinung Jesu Christi in der Welt, hängt das weiße Parament noch in der Kirche.

Epiphanias und Vorpassionszeit
Vom 6. Januar an bis zum Aschermittwoch dauert die Epiphanias- und Vorpassionszeit. Für diese Zeit des Kirchenjahres ist die Farbe grün als Parament gewählt. Die Farbe der aufgehenden Saat: Das Wort Gottes wird in die Herzen der Menschen gesät und geht auf.

Fastenzeit
Aschermittwoch, Beginn der 40 tägigen Fastenzeit vor Ostern, zeigt schon ein violettes Parament. Es ist die Passionszeit, in der der Leidensweg Jesu und die Leiden der Welt in den Blick genommen werden. Angesichts des Leidens ruft das Violett zur Buße, zur Reue auf.

Gründonnerstag
Am Gründonnerstag, an dem Jesus das Abendmahl eingesetzt hat, hängt das weiße Parament am Altar.

Karfreitag und -samstag
Am Karfreitag, der Tag der Trauer über den Tod Jesu, wird ein schwarzes Tuch über das Kreuz oder den Altar gehängt. Dies gilt auch für den Karsamstag. In der Osternacht, wenn die Osterkerze angezündet ist, wird das schwarze Tuch entfernt.

Ostern bis Himmelfahrt
Das Osterfest, die Auferstehung Jesu Christi, wird mit dem weißen Parament gefeiert. Ostern ist eines der großen Feste der Christenheit. Bis zum Himmelfahrtsfest hängt dieses weiße Parament in der Kirche.

Kirchenfeste (z.B. Pfingsten, Reformationstag)
Zu den Kirchenfesten zählt Pfingsten, Konfirmation und Reformationstag, oft auch in Gemeinden, Kirchweih und Erntedankfest. Für diese Festtage wird ein Parament in rot aufgehängt. Es ist die Farbe des Feuers. Der Heilige Geist kam an Pfingsten, wie ein Feuer über die Jünger Jesu. Es ist aber auch die Farbe, die an das vergossene Blut der Märtyrer erinnern soll.

Trinitatissonntage
Am Sonntag nach Pfingsten ist der Tag der „ Drei Einigkeit“ – Trinitatis. Gott Vater, Sohn Jesus Christus und Heiliger Geist sind nicht drei Götter, sondern Christen glauben an einen Gott, der in Jesus Christus Menschen zeigt, wie er ist und handelt und im Heiligen Geist gegenwärtig ist und wirkt. An diesem Tag hängt wieder das weiße Parament am Altar. Bis zu 24 Sonntage, die nun kommen, werden als der 1., 2., 3.usw. Sonntag nach Trinitatis bezeichnet. Alle diese Sonntage haben als Parament die Farbe grün.

Reformationstag
Am 31.Oktober dem Reformationstag hängt das rote Parament am Altar.

Buß- und Bettag
Am Buß und Bettag wird das violette Parament am Altar aufgehängt.

Ewigkeits- oder Totensonntag
Am Ewigkeits- oder Totensonntag,dem letzten Sonntag im Kirchenjahr, wählt die Gemeinde das grüne oder weiße Parament.

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Sakristei

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Sakristei ist der Nebenraum in einer Kirche zur Aufbewahrung der Abendmahlsgeräte, des Talares und anderer wichtiger Dinge. Sie dient auch als Aufenthaltsraum für Pfarrerin, Pfarrer, Küster und Küsterin. Über die Sakristei unserer Kirche wird in diesem Heft gesondert informiert.

Taufbecken (Taufstein / Baptisterium)

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Die christliche Taufe hat ihren Ursprung wohl in der Taufe durch Johannes den Täufer, der die Taufwilligen im Jordan untertauchte. Später wurde in weiteren Flüssen und in Seen getauft. Im Laufe der Zeit band sich die Gemeinde stärker an Gebäude, und es wurden Behälter/Bäder entwickelt, die mit Wasser gefüllt wurden. Zunächst tauchten die Menschen darin unter. Heute werden Menschen in unseren Breiten überwiegend durch dreimaliges Besprengen mit dem Wasser getauft. Die seit dem Umbau 1969 vorhandene Taufschale in unserer Kirche wurde kunstvoll aus Messing gehämmert. Die alte Taufschale zierte ein Kreuz auf einer Kugel. 

Turm

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Kirchtürme wurden erst im Mittelalter Kennzeichen der Kirchen. Je mehr eine Stadt ihren Reichtum und ihre Bedeutung zeigen wollte, desto mehr Türme zierten die Kirchen. Im 13. Jahrhundert begann man damit, nur noch einen Turm zu bauen. Erst später wurden in ihm die → Glocken angebracht. Er hatte Bedeutung auch als Aussichtsturm, um Gefahren (Feuer, Überfälle) erkennen zu können. Der Turm unserer Kirche bildet mit dem Gebäude keine Einheit, sondern sitzt quasi auf dem Dach auf. Heute bietet unser Kirchturm neben den Glocken häufig auch Fledermäusen und Eulen Unterschlupf.

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